GFK-Studie: Wie Deutschland essen geht
Im Rahmen des Forschungsprojekts zur Zukunft des Wirtshauses führte GfK im Auftrag des Bayerischen Zentrums für Tourismus eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage zum Thema „Wie Deutschland essen geht“ durch. Dabei wurden 2.024 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren zu ihrem allgemeinen Konsumverhalten im Gastgewerbe befragt.
Ein Viertel geht mindestens einmal pro Woche Essen
24% der Befragten gehen mindestens einmal oder häufiger in der Woche außer Haus Essen, weitere 28% machen dies mindestens einmal im Monat. Fast ein Drittel der Teilnehmer gibt an, dass sie „seltener als monatlich“ in gastronomischen Einrichtungen speisen. 16% essen „nie/so gut wie nie“ auswärts. Betrachtet man die Ergebnisse der Fragestellung nach Altersgruppen, wird deutlich, dass die Befragten in den Altersklassen 18 bis 29 Jahren und 30 bis 39 Jahren prozentual öfter „mindestens einmal pro Woche“ außer Haus essen als die älteren Teilnehmer. Auch beim Blick auf das Nettohaushaltseinkommen zeigen sich Unterschiede. 29% der Personen, deren Einkommen unter 2.000 Euro liegen, speisen „nie/so gut wie nie“ außer Haus, während jeder Sechste bzw. nahezu jeder Fünfte mit einem Haushaltseinkommen von 4.000 Euro und mehr, einmal (16%) bzw. mehrmals wöchentlich (18%) essen geht. Die Hälfte der Befragten, die „nur selten bzw. nie außer Haus essen gehen“, können sich einen Besuch in gastronomischen Einrichtungen finanziell nicht leisten. 34% schmeckt ihr selbst gekochtes Essen besser und 32% finden es bequemer, zu Hause zu essen. 11% ziehen die Bestellung bei einem Lieferdienst dem Besuch eines gastronomischen Betriebs vor.
Preis, Gemütlichkeit und Speiseangebot entscheidend
Für Personen, die außer Haus essen gehen, ist mit 73% das Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend bei der Auswahl eines gastronomischen Betriebs, ein Stellenwert, der auch in vergleichbaren Studien zum Ausdruck kommt (BMEL 2023). Des Weiteren sind „Gemütlichkeit/Ambiente“ (63%), die „Art/Nationalität des Speisenangebots“ (53%) sowie „Gastlichkeit“ (49%) wesentliche Gründe bei der Auswahl eines Gastronomiebetriebes. Allerdings nimmt die Relevanz dieser Kriterien ab, je häufiger außer Haus essen gegangen wird, während andere Kriterien an Bedeutung zunehmen. So sind Befragten, die täglich essen gehen, tendenziell Faktoren wie „Online-Tischreservierung-Option“ sowie „Kinderfreundlichkeit“ wichtiger als Personen, die seltener außer Haus speisen. Auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen variieren die Gründe. Älteren Personen sind Aspekte wie „Gastlichkeit“ bzw. „Gemütlichkeit“ wichtiger, wohingegen bei den jüngeren Befragten die Aspekte „Online-Reservierungs-Option“ und „Kinderfreundlichkeit“ eine größere Rolle spielen.
Italien ist beliebteste Küche
Die favorisierte kulinarische Ausrichtung aller Befragten ist die italienische Küche (64%). An zweiter Stelle folgt die deutsche/regionale Küche (54%), wobei auch asiatische (47%) und griechische (46%) Gastronomieangebote bei den Teilnehmern beliebt sind. Allerdings zeigen sich in Bezug auf die „Art/Nationalität des Speisenangebots“ zum Teil deutliche altersbedingte Unterschiede in den Konsumpräferenzen. Ist die italienische und asiatische Küche noch durch alle Altersgruppen hinweg weitestgehend konsensfähig, bevorzugen ältere Befragungsteilnehmer gegenüber Jüngeren die deutsch/regionale und griechische Küche. Dem gegenüber zeigt sich bei den jüngeren Befragungsteilnehmer eine deutliche Präferenz für amerikanische, türkische, indische und mexikanische Gastronomieangebote.
Preissteigerungen hemmt Ausgeh-Bereitschaft
Preissteigerungen führen in vielen Bereichen zu Veränderungen im Konsumverhalten (GfK 2024; Capterra 2023) und so ist es vor dem Hintergrund verschiedenster ökonomischer Entwicklungen in den letzten zwei Jahren auch in der Gastronomie zu stärkeren Preiserhöhungen gekommen. Entsprechend geben in der vorliegenden BZT-Studie 52% der Befragten an, aufgrund der Preiserhöhungen seltener essen gegangen zu sein, während bei 35% das Konsumverhalten unverändert geblieben ist. Nur 3% haben häufiger gastronomische Betriebe aufgesucht, während 8% angeben, davon nicht betroffen zu sein. Diese Ergebnisse korrespondieren mit den Resultaten ähnlich gelagerter Studien, die vergleichbare Effekte auf das Konsumverhalten in der Gastronomie nachweisen konnten (NDR 2023).
Mehrwertsteuererhöhung reduziert Restaurantbesuche
Zum Jahreswechsel 2024 wurde im Gastgewerbe der temporär verminderte Mehrwertsteuersatz von 7 auf 19% für Speisen wieder angehoben, wodurch viele gastronomische Betriebe sich genötigt sahen, ihre Preise zu erhöhen (BR24 2024; DEHOGA 2023). Die Wirkung der Mehrwertsteuererhöhung zeigt sich auch in der BZT-Studie, wo 51% der Befragten angeben, aufgrund der erwarteten Preiserhöhungen voraussichtlich seltener essen zu gehen, während bei 41% davon ausgehen, dass sie ihr Konsumverhalten diesbezüglich nicht verändern werden. 4% geben an, häufiger gastronomische Betriebe aufsuchen zu wollen, während weitere 4% keine Angaben hierzu machen. Ähnliche Effekte der Mehrwertsteuererhöhung weist auch eine aktuelle DEHOGA Studie nach (DEHOGA/Insa Consuler 2023).
Restaurantbesuch in der Regel gemeinsam
Gemeinsam essen zu gehen ist ein sozialer Akt und bedeutet zwischenmenschliche Beziehungen zu festigen. Dementsprechend werden gastronomische Besuche mehrheitlich mit Personen aus dem privaten Umfeld gemacht. So besuchen circa 59% der Teilnehmer, die auswärts essen gehen, einen gastronomischen Betrieb mit ihrem Partner, 56% der Teilnehmer gehen mit ihrer Familie essen, während 44% der Befragten angeben, mit Freunden speisen zu gehen. Je 10% der Befragten geben an, alleine oder mit Kollegen einen gastronomischen Betrieb aufzusuchen.
66% nutzen Lieferdienst
Außer dem klassischen Besuch eines Gastronomiebetriebs, wurden die Teilnehmer auch zur Nutzungsintensität von Lieferdiensten befragt. Dabei gibt circa 1% der Befragten an, dass sie täglich einen Lieferdienst für Speisen nutzen. 12% lassen sich ein- bzw. mehrmals die Woche und 18% mindestens einmal im Monat Speisen nach Hause liefern. 34% machen keinen Gebrauch von dieser Dienstleistung.
Junge Leute lassen öfter Essen liefern
Unterteilt in die verschiedenen Altersgruppen der Teilnehmer wird deutlich, dass vermehrt Jüngere zur Nutzung von Lieferdiensten tendieren, was mit den Ergebnissen vergleichbarer Studien korrespondiert (BMEL 2023). Nahezu ein Drittel der Jüngeren im Alter von 18 bis 29 Jahren bestellen sich mindestens einmal die Woche (19%), mehrmals (7%) bzw. täglich (4%) Essen nach Hause, während 61% der 60- bis 69-Jährigen und 74% der 70- bis 74-Jährigen nie auf Lieferdienste zugreifen.
Essenslieferungen aus Bequemlichkeit
Im Weiteren wurden die Befragten gebeten, die wesentlichen Gründe für die Nutzung eines Lieferdienstes anzugeben. Am häufigsten geben die Teilnehmer an, dass sie einen Lieferdienst nutzen, weil es bequem ist (53%), sie keine Lust haben zu kochen (46%) und es gut schmeckt (29%). Des Weiteren spielt die Schnelligkeit der Lieferung eine Rolle (25%) und auch der Besuch von Freund und Verwandten führt dazu, sich Speisen liefern zu lassen (23%). Ebenso ist der Preis von Bedeutung. 20% der Beteiligten geben an, dass das gelieferte Essen günstiger als der Besuch eines gastronomischen Betriebes ist.