Interview: Außer-Haus-Markt Potenziale 2020

Gastro Trends

Seit mehr als 40 Jahren beobachtet die npdgroup Gastronomiemärkte auf der ganzen Welt, analysiert Markttrends, identifiziert Wachstumschancen und prognostiziert die zukünftigen Entwicklungen für mehr als 500 der weltweit führenden Unternehmen. Wir haben Alexander Michalik, Business Development Manager Foodservice bei der npdgroup deutschland GmbH, im Interview zu den wichtigsten Entwicklungen, Neuheiten und Potenzialen für 2020 befragt.

In wie weit haben sich die Wünsche der Konsumenten verändert und was bedeutet das für Gastronomen?

Salat Frau essen to Go
© Fotolia, contrastwerkstatt

Zusammengefasst ist für den gesamten Außer-Haus-Markt in Deutschland und Europa zu sagen, dass sich die Ausgaben stärker entwickeln als die Besuche. In Deutschland steigen die Besuche um +0,9 %, die Ausgaben dagegen um +3,7 %. Im Vergleich dazu steigen die Besuche weltweit nur um +0,6 % und die Ausgaben um +2,4 %. Dies ist natürlich teilweise inflationsbedingt. Jedoch sehen wir auch, dass Gäste bereit sind mehr für Qualität, Service und Ambiente auszugeben. Weiterhin bleibt das Quick Service Restaurants und Retail Segment ein wichtiger Wachstumstreiber und konnte im Vergleich zum Vorjahr 67,8 Mio. Besuche in Deutschland dazu gewinnen. Konsumenten nehmen die Gastronomie immer mehr zur Mittagszeit in Anspruch. Hier konnten besonders Supermärkte aber auch Full Service Restaurants profitieren. Gerade zum Thema Erwartungshaltung der Gäste sehen wir folgende Langfristtrends: Der Auswahlgrund für ein Restaurant in Bezug auf „Qualität der Speisen“ entwickelte sich deutlich stärker als ein „guter Preis“. Gäste achten zudem auch stärker auf ein „schönes Ambiente“. Auch dieser Aspekt konnte im Langfristtrend an Bedeutung gewinnen. Weiterhin spielen Convenience-Aspekte in der Gastronomie, und besonders im Snacking, eine große Rolle: beinahe 40% aller Außer-Haus-Markt-Besuche waren convenience-motiviert.

Die Gastronomie steht also vor der Herausforderung, eine sehr differenzierte Erwartungshaltung der Gäste zu befriedigen. Top Qualität bei fairem Preis, kombiniert mit einer guten Erreichbarkeit und einem ansprechenden Ambiente werden helfen, um in der Gastronomie erfolgreich zu sein.

Welche Foodtrends werden sich in 2020 durchsetzen?

Frau isst gesunden Nudelsalat
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Nicht alle Trends sind durch unser Konsumentenpanel CREST zu belegen, wir beobachten aber insbesondere die folgenden Entwicklungen.

 

 

 

  1. Nachhaltigkeit: Es wird zukünftig noch bedeutsamer, qualitativ hochwertige und nachhaltig produzierte Produkte anzubieten. Die Gäste werden zukünftig eine immer größere Erwartungshaltung entwickeln. Dies betrifft nicht nur das Produkt an sich, sondern die komplette Lieferkette und Betriebsorganisation.
  2. Funktionalität & „Well-being“: Eine gesteigerte Erwartungshaltung der Gäste an das Produkt betrifft auch die Funktionalität. Welche Inhaltsstoffe hat das Gericht? Wie wurde es hergestellt? Und entspricht es meinen Erwartungen an das Lebensmittel? Wie kann mir die Speise oder das Getränk zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen.
  3. Vegetarisch und Vegan: Immer mehr Gäste verzichten bewusst auf Fleisch bzw. tierische Zutaten. So wuchsen z.B. vegetarische Sandwiches um +3,2 % (YE Aug 19 vs. 17), Sandwiches mit Fleisch entwickelten sich unterdurchschnittlich. Ein attraktives veganes oder vegetarisches Angebot ist also für Gastronomen ein Muss und wird vom Gast erwartet.
  4. Digitalisierung: In 2019 wurden z.B. beinahe die Hälfte aller nach Hause gelieferten Speisen und Getränke digital bestellt, mit steigender Tendenz. Für das Snacking-Geschäft wird es wichtig sein, diesen Trend für sich zu nutzen, z.B. durch interessante Click & Collect-Lösungen.

Snacking rückt durch den Wandel der Gewohnheiten immer mehr in den Fokus. Welche Entwicklungen sehen Sie hier für die nächsten Jahre?

Wir sehen, dass der Markt an Snacking-Besuchen verliert, und zwar im Gesamtmarkt um 2,4 %. Snacking ist jedoch enorm bedeutsam für den Markt: In der deutschen Gastronomie haben  fast 4 Mrd. Snacking-Besuche stattgefunden. Die gute Nachricht: Die Gäste gaben für Snacking-Occassions 1,6 % mehr aus als im Vorjahr. Wir erwarten eine weiter stabile Entwicklung des Snacking-Marktes, vor allem bedingt durch erhöhte Ausgaben.

Worauf werden die Deutschen in 2020 verstärkt achten?

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Alle Food-Megatrends sind natürlich genauso für Snacking relevant. Wir sehen, dass sich 7 von 10 Gästen aus produktbezogenen- (z.B. Qualität) oder Convenience-Gründen (z.B. einfache Erreichbarkeit) für ein bestimmtes Outlet entscheiden. Convenience ist zudem das wichtigste Snacking-Motiv, mit fas 1,1 Mrd. Besuchen in Deutschland im (YE Jun 19 vs. 18). Das Snacking-Outlet muss einfach und unkompliziert erreichbar sein, die Produktauswahl und Qualität muss passen.

Zu welchen Tageszeiten bestehen Ihrer Ansicht nach die größten Wachstumspotentiale?

Mann sitzt im Restaurant nachts
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Generell ist das Frühstück das einzige Marktsegment mit kontinuierlichem, langfristigem, Wachstum. Bei Snacking-Occassions ist die Mittagszeit die wichtigste Tageszeit, mit leicht rückläufiger Tendenz. Potential besteht beim Snacking in der Nacht. Diese, bisher wenig relevante, Tageszeit gewinnt leicht an Bedeutung.

Mit welchen vegetarischen Angeboten können Gastronomen bei den Konsumenten punkten?

Veggie-Burger sind auf dem Vormarsch, natürlich getrieben durch die Angebote der großen Ketten, aber auch durch immer mehr Veggie-Angebote kleinerer Marktteilnehmer. Und auch vegetarische Sandwiches gewinnen überdurchschnittlich an Bedeutung.

Wo liegen im To-Go Geschäft die größten Chancen bei der Reduzierung von Verpackungsmüll?

Ich spreche hier eher aus Erfahrung, diese Infos sind nicht durch unser Panel belegbar. Die zunehmende Lieferung von Speisen verursacht erhebliche Müllmengen. Hier gilt es durch die Industrie nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Sei es kompostierbare oder Mehrweglösungen.

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Im To-Go Geschäft beschränkt sich der Großteil des Verpackungsmülls auf Heiß- und Kaltgetränke. Hier hat im Kaffeebereich ein großes Umdenken und viele Initiativen stattgefunden. Beseitigt ist das Problem jedoch nicht. Denken wir aber auch an Smoothies, Salate oder andere nicht “von der Hand“ zu essende Speisen bzw. Getränke. Hier gibt es noch keine ausreichenden Lösungen. Durch vermehrte Nachfrage der Gastronomen bei Verpackungsherstellern kann der Druck auf diese erhöht und neue und kosteneffiziente Angebote gestaltet werden. Technisch ist dies machbar, wie z.B. die Verwendung kompostierbarer Kunststoffe. Zudem ist wichtig zu bedenken, dass Gäste in Zukunft das Outlet nach einem solchen Kriterium (nachhaltige Verpackung) wählen werden und auch gerne dafür einen Mehrpreis zahlen.

Über Alexander Michalik

Potrait Alexander Michalik
Alexander Michalik – Business Development Manager Foodservice bei der npdgroup

Alexander Michalik ist seit über 10 Jahren im Außer-Haus-Markt in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Strategie tätig. Zuvor bei einem großen Getränkehersteller, jetzt als Business Development Manager Foodservice bei einem der führenden Marktforschungsunternehmen in der Gastronomie, der npdgroup deutschland GmbH. Seit mehr als 40 Jahren beobachtet die npdgroup Gastronomiemärkte auf der ganzen Welt, analysiert Markttrends, identifiziert Wachstumschancen und prognostiziert die zukünftigen Entwicklungen für mehr als 500 der weltweit führenden Unternehmen.

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