Mehr als die Hälfte aller Belgier isst jede Woche Pommes. Sie gehören damit zum kulinarischen Erbe wie die Currywurst in Deutschland. Doch in Belgien werden Pommes nicht nur zuhause oder im Restaurant verspeist. Denn die sogenannten Frituren, belgische Imbissbuden, haben sich auf frittierte Snacks und Pommes mit einer Vielzahl an verschiedenen Saucen spezialisiert. Die Imbissbuden sind wahre Tempel der frittierten Snacks. 40% der Flamen bestellen sogar zwei Snacks zu den Pommes. Die Auswahl ist riesig und sehr fleischlastig. Doch seit einigen Jahren werden auch vermehrt vegetarische und sogar vegane Alternativen angeboten.
Belgische Pommes: außen Crunch, innen zart
Das Herzstück jeder Frituur sind natürlich die Pommes, auch Frieten oder Pommes frites genannt. Was sie so besonders macht, ist die Kombination aus der Kartoffelsorte und der Zubereitungsart. So verwenden die Belgier meist mehligkochende Kartoffeln, oft die Sorte Bintje, die außen knusprig und innen weich wird. Traditionell werden Pommes zudem zweimal frittiert. Beim ersten Frittiergang bei ca. 130–150 °C, um die Pommes zu garen, und beim zweiten Frittiergang bei ca. 180–190 °C, um sie richtig knusprig zu machen. Früher wurden belgische Pommes in Rinderfett frittiert, heute wird hauptsächlich Pflanzenfett verwendet.
Saucen-Vielfalt: Von Samurai bis Bicky
Zu belgischen Pommes gehören nicht nur der perfekte Knusperfaktor, sondern auch die passende Sauce. In den Frituren stehen oft mehr als zehn Sorten zur Auswahl – von Klassikern wie Mayonnaise und Ketchup bis hin zu regionalen Spezialitäten. Besonders beliebt sind die scharfe Samurai-Sauce (mit Sambal und Mayo), die fruchtig-würzige Andalouse (mit Paprika und Tomate) oder die säuerlich-gelbe Pickles-Sauce auf Basis eingelegter Gemüse. Wer es cremig mag, greift zu Tartar oder Cocktailsauce, während die legendäre Bicky-Sauce mit Gurken, Curry und geheimen Gewürzen vor allem Kultstatus genießt.
Fleischpower aus der Fritteuse
Am beliebtesten ist in Belgien die sogenannte Frikadel. Sie besteht aus einer Hackfleischmischung (meist aus Huhn, Rind und Schwein). Als Variante gibt es die Frikadel Speciaal. Dabei wird die Wurst aufgeschnitten und mit frischen, gehackten Zwiebeln, Mayonnaise und Curryketchup gefüllt. Ein ähnlicher Snack ist die Viandel: Sie hat eine knusprige, panierte Hülle und einen weichen Kern. Auch der Mexicano ist sehr populär in der Frituur. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Rind-, Schweine- und/oder Hühnerfleisch, gewürzt mit einer scharfen Mischung, oft Paprika, Pfeffer, Chili und Knoblauch. Er hat eine charakteristische Form mit Rillen oder Einkerbungen, die an Grillmuster erinnern. Ein Berenpoot (wörtlich Bärentatze) ist eine Kombination aus Frikandel und Boulette, die mit Zwiebeln zusammengesteckt oder zusammengerollt und dann frittiert wird. Das Ganze wird manchmal zusätzlich mit einer scharfen Sauce, etwa Samurai oder Curryketchup, serviert.
Belgiens Vielfalt an Hühnersnacks
In den Frituren gibt es eine ganze Reihe von Kipsnacks, deren Namen zwar ähnlich klingen, die sich aber in Form, Panade und Geschmack unterscheiden. So gibt es die beliebten Kipcorn, einen stabförmigen Snack mit einer Füllung aus zerkleinertem Hühnerfleisch und einer knusprigen Panade aus Cornflakes und Paniermehl. Kipfingers sehen ähnlich aus, sind aber kürzer und haben eine dünnere Panade. Das Innere besteht meist aus nicht gepressten Filetstücken. Ebenfalls beliebt sind Klassiker wie Kipnuggets oder Kipsatés (Hühnerspieße).
Bicky Burger – Belgiens Antwort auf den Fast-Food-Klassiker
Ein Bicky Burger ist ein typischer Frituur-Burger, der sich vor allem durch seine speziellen Zutaten und die legendäre „Bicky-Sauce” auszeichnet. Er wurde in den 80er Jahren in Belgien eingeführt und ist mittlerweile Kult. Er besteht aus einem Brioche-Bun, einem Bicky-Patty aus gewürztem Schweine-, Rind- und Hühnerfleisch und der Bicky-Sauce. Die Sauce ist süß-sauer-würzig mit Essiggurkenstückchen, Senf, Curry, Mayo und geheimen Gewürzen. Getoppt wird der Burger mit frittierten Zwiebeln und Essiggurken. Nur Frituren, die bei der offiziellen Marke kaufen, dürfen ihn als „Bicky“ verkaufen. Sonst ist es „ein Burger mit Bicky-Sauce“.
Kaaskroket – Käsekroketten
Die Kaaskroket gehört zu den beliebtesten vegetarischen Snacks in belgischen Frituren. Sie ist außen knusprig paniert und innen cremig-weich mit geschmolzenem Käse, oft Hartkäse wie Emmentaler oder Gruyère. Manche Imbissbuden bieten hausgemachte Versionen mit regionalem Käse wie Chimay oder Passendale an.
Bitterbal – Fleischkroketten
Bitterballen stammen ursprünglich aus den Niederlanden, sind aber inzwischen auch in belgischen Frituur ein Muss. Es handelt sich um kleine, runde Kroketten, gefüllt mit einer cremigen Ragout-Mischung, meist aus Rindfleisch. Sie sind außen knusprig frittiert und innen weich, würzig und herzhaft. Außer in Pommesbuden werden sie gerne als herzhaften Snack zum belgischen Bier gereicht.
Stoofvlees(saus) – belgisches Gulasch
Stoofvlees ist nicht nur als traditionelles Schmorgericht beliebt, sondern auch als Snack in der Imbissbude. Das Rindfleisch in Biersoße wird oft als eigenständiger Snack zu Pommes gegessen. Noch beliebter ist jedoch die Variante, bei der die Ragout-Sauce über die Pommes gegeben und mit Mayonnaise getoppt wird. So entsteht eine interessante Mischung aus knusprigen Pommes, die die Sauce aufsaugen, ohne matschig zu werden.
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