Automatisierung gilt als eine der wichtigsten Lösungen, um Gästen trotz Personalmangel ein hohes Serviceniveau zu bieten. Auch neue Möglichkeiten für Verpflegungskonzepte für den Außer-Haus-Markt werden damit geschaffen. snackconnection hat Aris Kaschefi, Geschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft, zu den wichtigsten Entwicklungen und Trends im Bereich Vending befragt.
Welches sind die wichtigsten aktuellen Entwicklungen und was bedeuten diese für gastronomische Angebote aus Vending-Automaten?
Aris Kaschefi: Eine ganz zentrale Entwicklung der letzten Jahre ist sicherlich die Digitalisierung – diese bringt ein ganz neues Level an Flexibilität und Nutzerfreundlichkeit mit sich. Ein Beispiel: durch den Einsatz voll automatisierter Plug-Use-Elemente können Kunden Snacks und Menüs bequem über Apps vorbestellen, bezahlen und am Vending-Automaten abholen. Auch die Diversifizierung an Produkten ist ein Trend der letzten Jahre – möglich gemacht auch durch technische Innovationen. Die klassische Spiralausgabe wird durch Liftautomatentechnologie und Förderbandlösungen ersetzt und damit sind viel breiter gefächerte Sortimente integrierbar. Gerade das Angebot frischer Gerichte und Snacks war lange eine Herausforderung. Glasfrontautomaten und Smart Fridges bieten Kund:innen die Möglichkeit, frische, individuell entwickelte Gerichte am Automaten zu beziehen.
Welche Verpflegungsangebote aus Automaten erfreuen sich einer immer größeren Nachfrage?
Aris Kaschefi: Expert:innen sehen einen Trend zur „Snackification“: Mini-Mahlzeiten wie frische Salate, Suppen zum Mitnehmen oder die hawaiianischen Poké Bowls gewinnen an Beliebtheit. Gastronomische Angebote wie Burger, Sommerrollen oder Ramen-Nudeln sind besonders für junge Konsument:innen interessant, die den Anspruch haben, dass Mahlzeiten frisch, lokal und trendy sind. Durch die eben beschrieben technischen Neuerungen steht diesen Food-Trends nichts mehr im Wege.
Welche Automaten-Innovation hat Sie zuletzt besonders beeindruckt?
Aris Kaschefi: Automaten und Vending werden immer nachhaltiger. Mich beeindruckt, wie unsere Branche mit Blick auf die Automaten, aber auch die dazugehörige Logistik und Infrastruktur im Bereich Nachhaltigkeit voranschreitet. Unsere Mitglieder investieren in nachhaltige Produktverpackungen und Becher, in Logistikoptimierung für mehr Nachhaltigkeit sowie Energieeffizienz, um den Energieverbrauch zu reduzieren und sie nutzen verstärkt erneuerbare Energiequellen.
In welchem Tageszeiten-Fenster besteht Ihrer Ansicht nach das größte Wachstumspotenzial für Verpflegungsangebote aus Automaten?
Aris Kaschefi: Grundsätzlich sind Automaten besonders dann interessant, wenn Läden und Gastronomie geschlossen haben. Die Erweiterung des Serviceangebots über die jeweiligen betriebsinternen Geschäftszeiten ist sicherlich ein Bereich, in dem wir noch Potentiale sehen.
Welche Standorte werden in naher Zukunft am meisten vom Vending-Trend profitieren?
Aris Kaschefi: Wir sehen viel Potential in den Bereichen Hotellerie und Handelsgastronomie. Diese Branchen sehen sich, wie viele andere auch, einer Herausforderung an Zielkonflikten gegenüber. Fachpersonalmangel und Kostendruck auf der einen Seite, veränderte Ansprüche an Qualität und Angebot seitens der Kunden auf der anderen Seite. Gut durchdachte und umgesetzte Vending-Konzepte sind hier nicht nur eine „Notlösung“, sondern vielmehr ein attraktives Angebot für Kundschaft und Gäste. Dabei spielen übrigens auch Branding und Storytelling eine wichtige Rolle. Automaten und Smarte Kühlschränke lassen sich optisch perfekt in bestehende Designkonzepte einpassen. Damit wird die Wertigkeit der oftmals auch regionalen Speisen unterstrichen, deren Herkunft eine Geschichte erzählt
In welchen Betriebstypen besteht das größte Potenzial für Vending-Automaten?
Aris Kaschefi: Weit mehr als 80% der Getränke- und Verpflegungsautomaten stehen bereits in Betrieben und dienen dort der Zwischenverpflegung der Beschäftigten. Ein rasant wachsender Zweig ist hier und auch darüber hinaus der Coffee Service im Out-of-Home-Markt, also neben dem Büro auch in der Gastronomie und im öffentlichen Raum wie beispielsweise in Krankenhäusern und an Flughäfen.
Wo lohnt der Einsatz und mit welchen Verpflegungsangeboten?
Aris Kaschefi: Wachstumspotential liegt sicherlich in der Ergänzung von Kantinenangeboten. Auch in der Betriebsverpflegung regieren Kostendruck und Personalmangel, durch den Trend zu mehr Homeoffice haben sich zudem Nutzungsmuster verändert. Frische, vollwertige Mahlzeiten, die über Smart-Fridges oder andere Vending-Lösungen ausgegeben werden sind eine Möglichkeit, Betriebsversorgung neu zu gestalten.
Welche Automaten-Trends werden sich in 2024 durchsetzen?
Aris Kaschefi: Neben dem Trend zu abwechslungsreichen, modernen Snacks und Gerichten sehen wir, insbesondere im Betriebsmarkt, einen Trend zu Premiumangeboten. Frische Produkte sind genauso nachgefragt beim Kunden, wie Kaffee aus der ganzen Bohne und Flüssigmilchlösungen.
Wie sehen Vending-Automaten in den nächsten 1-3 Jahren aus? Und welche weiteren Produkte und Gerichte erwarten Sie in Zukunft auch aus Automaten?
Aris Kaschefi: Zum einen gehen wir von einer weiteren Diversifizierung hinsichtlich des Angebotes aus. „Hippe“ Snacks und Gerichte für ein junges Publikum – wie beispielsweise der „Japan-Automat“, der ausschließlich japanische Snacks anbietet, sind sicherlich ein Trend. Ein weiterer ist das Angebot an hochwertigen Produkten, wie Eis von der Manufaktur, Käsekuchen vom Traditionskonditor und Wein vom lokalen Winzer – letzteres selbstverständlich immer jugendschutzkonform in der Ausgabe.
Gerade der Bereich der Direktvermarktung wächst enorm – mit vielen spannenden Möglichkeiten beispielsweise für Produzenten aus der Landwirtschaft. Auch technologisch tut sich viel: Die modernen Micro-Markets (vollautomatische Mini-Supermärkte) sind stark im Kommen, denn die Produktauswahl ist nicht mehr auf das beschränkt, was in einen herkömmlichen Verkaufsautomaten gepasst hatte. Es gibt keine Größen- oder Formbeschränkungen und das ist die Voraussetzung für mehr Produktvielfalt. Neben den Smart-Fridges und den Micro-Markets kommen jetzt auch Smart-Freezer (Temperatur bis -20 Grad) auf den Markt. Und natürlich spielt auch, wie eingangs kurz skizziert, die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Wir werden vermehrt eine Verknüpfung mit Apps und digitalen Bezahlsystemen sehen.
Und zum Abschluss: Was ist Ihr persönlicher Lieblingssnack?
Aris Kaschefi: Am liebsten salzige Cashewnüsse und Studentenfutter – das findet man aber gar nicht so oft.
Über Aris Kaschefi
Seit 2011 ist Aris Kaschefi Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e.V. (BDV). Dieser vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen politisch und fördert die Marktdurchdringung von Vending-Automaten im Out-of-Home-Markt, insbesondere im Office-Bereich, bei Direktvermarktern, in der Gastronomie und im Handel. Ferner vertritt Aris Kaschefi den BDV im Vorstand der European Vending & Coffee Service Association (EVA).