Ernährungsreport 2020: Corona verändert das Essverhalten
Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat den Ernährungsreport 2020 vorgestellt. Er beleuchtet die Ess- und Einkaufsgewohnheiten der Deutschen. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Umfrage um eine Zusatzbefragung „Ernährung in der Corona-Krise“ ergänzt.
Steigendes Bewusstsein für Lebensmittel
„Corona verändert auch den Ernährungsalltag der Deutschen“, betont Bundesernährungsministern Julia Klöckner. „Lebensmittel aus der Region haben an Bedeutung gewonnen. Es ist ein neues Bewusstsein für Lebensmittel entstanden und für die Arbeit derjenigen, die sie produzieren. Diese neue Wertschätzung gilt es, aufrecht zu erhalten.“ Für Rund 39 Prozent der Befragten hat durch Corona die Bedeutung der Landwirtschaft nochmals zugenommen. Besonders hoch fällt dieser Zuwachs bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus: Fast die Hälfte misst der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung zu. Gleichzeitig steigt während der Corona-Krise auch das Kochen Zuhause mit frischen Zutaten. 30 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in der Corona-Krise mehr kochen, als zuvor, 28 Prozent der Befragten nehmen Mahlzeiten häufiger als zuvor gemeinsam ein.
Konsumenten bevorzugen Lieferangebote von örtlichen Gastronomen
Julia Klöckner weiter: „Nur sechs Prozent nutzen die klassischen Lieferangebote und nur acht Prozent die etablierten Lieferdienste häufiger für fertige Mahlzeiten. Allerdings nehmen 21 Prozent der Befragten für den Einkauf von Lebensmitteln oder fertigen Mahlzeiten häufiger als zuvor Lieferangebote der örtlichen Gastronomen in Anspruch. Das ist auch ein Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Denn unsere Gastronomie ist Teil unserer Ernährungskultur, sie spiegelt regionale Besonderheiten und Identität wider. Ob die neue Kochbegeisterung von Dauer sein wird oder lediglich den Einschränkungen in der Corona-Pandemie geschuldet ist, werden wir erst später beurteilen können.“
Geschmack ist beim Einkauf ausschlaggebend
Bundesministerin Klöckner: „Unsere Verbraucher setzen auf Abwechslung und Vielfalt. Wenige sind dogmatisch in ihren Essgewohnheiten. Staatliche Vorgaben für den privaten Einkaufszettel und Einkaufskorb wären der falsche Weg.“ In der Zusatzbefragung „Ernährung in der Corona-Krise“ gaben 98 Prozent der Befragten an, dass es ihnen wichtig ist, dass das Essen schmeckt. Dabei ist die Vielfalt auf den Tellern der Befragten besonders interessant. Gemüse und Obst sind bei 70 Prozent der Befragten täglicher Spitzenreiter. Gefolgt von Milchprodukten, die werden von 64 Prozent täglich konsumiert. Bei Fleisch und Wurstwaren liegt der tägliche Konsum bei 26 Prozent. Das ist rückläufig.
Neu ist: Über die Hälfte der Befragten, 55 Prozent, bezeichnen sich als Flexitarier, also Fleischesser, die gelegentlich bewusst auf Fleisch verzichten. Jedoch ist die Zahl der Vegetarier (5 Prozent) und Veganer in Deutschland gleich geblieben.
Verbraucher befürworten gesunde Ernährung ohne Zucker
Neben dem Geschmack ist auch gesunde Ernährung vor allem während der Corona-Krise wichtig für Konsumenten. Dies wird von 90 Prozent der Befragten in der Umfrage des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bezeugt. Dabei wird auf den Zusatz von Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten vermehrt geachtet: 86 Prozent befürworten es, dass Fertigprodukten weniger Zucker zugesetzt wird, auch wenn die Produkte dann nicht mehr so süß schmecken. Deshalb hat das Bundesernährungsministerium Verbände der Lebensmittelwirtschaft im Rahmen der Reduktions- und Innovationsstrategie erstmals dazu verpflichtet, die Gehalte von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten zu senken. Erste Erfolge sind wissenschaftlich belegt. Zudem hat die Bundesministerin entschieden, den Nutri-Score als erweitertes Nährwertkennzeichen auf der Vorderseite von Verpackungen in Deutschland einzuführen.
Staatliches Tierwohlkennzeichen gefordert
Das Tierwohl wird in den Augen der Verbraucher immer wichtiger. Rund 81 Prozent der Befragten begrüßen ein staatliches, unabhängiges Tierwohlkennzeichen. Für mehr Tierwohl wären Verbraucher bereit, mehr zu zahlen. 45 Prozent gaben an, bereit zu sein, sogar bis zu 15 Euro pro Kilo mehr zu zahlen.
Bundesministerin Julia Klöckner: „Die verbale Bereitschaft ist erfreulich, mehr für tier-wohlgerechtere Produkte zu zahlen. Leider sieht es an der Ladentheke oftmals noch anders aus. Aber wenn der Verbraucher mehr für ein Produkt zahlen soll, dann will er auch verlässliche und transparente Angaben, dass tatsächlich auch ein Mehr an Tierwohl gegeben ist. Deshalb ist eine entsprechende Kennzeichnung so wichtig.“
Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung zeigen Wirkung
Die Konsumenten sind bei der Wertschätzung von Lebensmitteln und Ressourcenverschwendung sensibler geworden: 91 Prozent der Befragten verlassen sich auf ihre Sinne und prüfen ein Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums und werfen es nicht direkt weg. 2016 taten dies nur 76 Prozent.
Fazit der Bundesministerin: „Der Bericht zeigt, dass unsere politischen Schwerpunkte die Themen sind, die den Verbrauchern wichtig sind: vom Tierwohl über transparente Kennzeichnung und die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung bis hin zu Regionalität und ausgewogener Ernährung. Ernährung wird bewusster gelebt.“
Den gesamten Ernährungsreport 2020 finden Sie hier.