Umfrage zeigt das Potenzial von vegetarischer Ernährung in Deutschland

Gastro Trends

Für die einen ist ein Alltag ohne Fleisch und Wurst unvorstellbar, für die anderen ist eine fleischlose Ernährung eine Gewissensfrage oder der Schlüssel gegen den Klimawandel. In einer repräsentativen Online-Befragung wollte YouGov gemeinsam mit dem SINUS-Institut von den Menschen in Deutschland wissen, wie groß das Potenzial von vegetarischer Ernährung in Deutschland ist, warum man Fleisch und Fisch nicht vom Speiseplan streicht, und auf welche fleischlosen Ernährungsexperimente sich die Deutschen einlassen würden.

Über die Hälfte achtet darauf kein Fleisch zu essen

Veganes Take Away Food
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Die Hälfte der Deutschen (51 %) achtet bei der Ernährung darauf, wenig bis kein Fleisch bzw. Fisch zu essen: Nach eigenen Angaben ernähren sich 38 % der Befragten flexitarisch (d.h. seltener bzw. unregelmäßiger Konsum von Fleisch oder Fisch), 10 % vegetarisch bzw. pescetarisch und 3 % vegan (d.h. keine tierischen Produkte). Die größte Gruppe bilden mit 46 % jedoch diejenigen, die häufig Fleisch und Fisch essen.

Veganes Potenzial bei unter 40-Jährigen und in progressiven Milieus

verschiedene vegane Gerichte
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In Zukunft dürfte die Bedeutung von Vegetarismus und Veganismus steigen. Unter jenen, die sich derzeit nicht vegetarisch oder vegan, also omnivor ernähren, kann sich ein Viertel (24 %) eine vegetarische Lebensweise vorstellen. Vegane Ernährung kommt für 14 % dieser Gruppe in Frage. Besonders große Offenheit für fleischlose Ernährung äußern jüngere Menschen: 42 % der unter 40-jährigen Omnivoren können sich vorstellen, komplett auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Vegan zu leben, schließen 27 % der unter 40-Jährigen Allesesser für sich nicht aus. Die Neugierde auf fleischlose Gerichte ist deutlich höher als die tatsächliche Bereitschaft zu einer grundlegenden Ernährungsumstellung. So ist jeweils die Hälfte der Nicht-Vegetarier grundsätzlich neugierig darauf, vegetarische Gerichte auszuprobieren (50 %), oder spricht sich für einen vegetarischen Tag pro Woche in Kantinen oder Restaurants aus (48 %).

Größte Barrieren für die Umstellung zu Vegetarismus: Geschmack, Gewohnheit, Gesundheit

Vegan Fleisch pflanzenbasiert
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Menschen, die Fleisch und Fisch essen, nennen vielfältige Gründe, weshalb sie nicht darauf verzichten möchten. Am häufigsten werden der unverzichtbare Geschmack von Fleisch und Fisch (48 %), Ernährungsgewohnheiten durch Tradition oder Kultur (32 %) und die Sorge vor einer ungesunden Mangel-Ernährung (25 %) angeführt. Andere Gründe sind jeweils nur für eine Minderheit ausschlaggebend, z.B. fehlendes Wissen zu Vegetarismus, soziale Faktoren wie das Verhalten des Umfeldes in Bezug auf den eigenen Verzicht, oder mögliche Herausforderungen im Alltag durch die Umstellung der Ernährungsweise.

Flexitarismus und fleischlose Ernährung werden weiterhin zunehmen

Flexitarisch Essen Fleisch vegetarisch
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„Der Anteil der Flexitarier sowie der Vegetarier und Veganer wird, auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten in den jüngeren Zielgruppen, in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Damit wird auch die Nachfrage nach entsprechenden Produkten im Convenience- und TK-Bereich sowie auf Speisekarten weiter steigen. Für Nahrungsmittelproduzenten sowie Supermärkte und Discounter aber auch für die Gastronomie bietet sich hier die Chance, durch eine entsprechende Produktpalette den mit der Nachfrage steigenden Wunsch der Verbraucher nach mehr Vielfalt und Abwechslung zu bedienen und Kunden zu gewinnen“, sagt Philipp Schneider, Head of Marketing DACH bei YouGov. Umweltschutzaspekte von fleischreduzierter Ernährung sind für Menschen, die Fleisch essen, etwas relevanter als der persönliche Benefit: So stimmen 56 % zu, dass es gut für den Klimaschutz wäre, wenn alle Menschen weniger Fleisch, Wurst und Fisch essen würden, während nur 42 % der Meinung sind, dass ihnen persönlich weniger von diesen Lebensmitteln guttun würde.

Auch Nicht-Vegetarier sind um Tierwohl besorgt

Kühe auf einer Wiese
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Die Sorge um Tierwohl treibt auch Fleischesser um, wenngleich daraus keine Umstellung der Ernährung folgt. So ist sich eine deutliche Mehrheit aller Deutschen einig (82 %), dass Tiere immer artgerecht gehalten werden sollten, auch wenn tierische Produkte dadurch teurer werden. Eine knappe Mehrheit (51 %) ist zuversichtlich, dass man als Verbraucher letztendlich beeinflussen kann, wie Tiere gehalten werden. Die Deutschen bewerten die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sehr negativ: 60 % finden diese abstoßend. Erwartungsgemäß stimmen Vegetarier diesen Aussagen stärker zu als Nicht-Vegetarier.

Neugierde auf Fleisch-Ersatzprodukte, Labor-Fleisch und Insekten?

Burger mit Insekten
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Fleischlose Ernährung ist ein wichtiger Innovationstreiber im Food-Bereich, wie die zunehmende Vielfalt von Fleischersatzprodukten im Supermarkt oder in der Gastronomie zeigt. Doch welche Erfahrungen haben die Deutschen damit gemacht? Etwas über die Hälfte der Befragten (55 %) hat schon einmal vegetarische Wurst, Schnitzel oder Hackfleisch gegessen. 11 % haben dies noch nicht getan, zeigen sich aber offen für einen Versuch. Knapp drei von zehn (28 %) möchten auch künftig keine Fleischersatzprodukte probieren. Derzeit wird an Möglichkeiten geforscht, Fleisch im Labor künstlich zu züchten. Dies würde Fleischkonsum ermöglichen, ohne Tiere dafür zu töten. Gut ein Drittel der Befragten (36 %) würde derartiges „Labor-Fleisch“ essen, gut die Hälfte (53 %) schließt dies jedoch aus. Auch Insekten werden als zukunftsträchtige Fleisch-Alternative gepriesen. 41 % der Deutschen gehen davon aus, dass Käfer und Co. künftig eine größere Rolle in unserer Ernährung spielen werden.

Vergleich Österreich: Höheres Bewusstsein für vegane Ernährung und Tierwohl, geringere Verzichtsbereitschaft

Schnitzelpfanne, Reis
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Wiener Schnitzel, Tafelspitz oder Beuschel – in der österreichischen Küche spielt Fleisch eine sehr große Rolle. Womöglich ist deswegen das Bewusstsein für fleischreduzierte Ernährung und Tierwohl bei unseren Nachbarn etwas größer, aber die Verzichtsbereitschaft wiederum geringer ausgeprägt. Das hat SINUS-Partner INTEGRAL für Österreich herausgefunden. So geben zwar 45 % der Österreicher an, nur selten bzw. unregelmäßig Fleisch, Wurst und Fisch zu essen (vs. 38 % der Deutschen), aber nur 6 % leben vegetarisch bzw. pescetarisch (vs. 10 % in Deutschland). Für diese Lesart spricht auch, dass die Neugierde der österreichischen Allesesser auf vegetarische Gerichte etwas größer ist als in Deutschland (55 % in AT vs. 50 % in DE). Auch befürworten 89 % aller Befragten, dass Tiere immer artgerecht gehalten werden sollten, auch wenn Produkte dadurch mehr kosten (vs. 82 % in DE).

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