Andrews „Five Bites“: Vegane Konzepte mit Mehrwert

Dass mittlerweile auf keiner Speisekarte ein veganes Gericht fehlen darf, ist klar. Doch was für Konsumenten und Gäste künftig entscheidend sein wird – ist, ob hinter dem Produkt bzw. Restaurant eine gelebte Wertekultur steht. Foodexperte Andrew Fordyce teilt in seiner Kolumne „Five Bites” exklusiv für snackconnection fünf interessante Konzepte mit veganem Angebot.

Vegan Value: Genuss mit Mehrwert

„Vegan Only“ – vor meinem geistigen Auge sehe ich eine Karte von London, auf der wie in einem Comicstreifen ganz wild viele, grüne Punkte aufpoppen. Jeder dieser Punkte steht für Retail- oder Gastro-Konzepte, die ausschließlich vegane Produkte anbieten. Dass mittlerweile auf keiner Speisekarte ein veganes Gericht fehlen darf, ist klar. Der Individualitätstrend, bei dem Diversity auch in der Ernährungspräferenz nicht länger unbeachtet bleibt, hat sich in der Gastronomie durchgesetzt. Aber vegan durch das Angebot von Optionsgerichten kann jeder. Und nur vegan auch. Lecker vegan ist schon was. Doch was für Konsumenten und Gäste künftig entscheidend sein wird – ist, ob hinter dem Produkt bzw. Restaurant eine gelebte Wertekultur steht. Corona und der Krieg in der Ukraine haben dem Wertebewusstsein einen mächtigen – und das Adjektiv ist ernst zu nehmen – Push gegeben: nachhaltig, klimaneutral, Zusammenrücken durch Kulturoffenheit, auf Tierwohl bedacht … Auch in der Gastronomie werden wir auf das zurückgeworfen, was essenziell wichtig ist, um wirklich genießen zu können. Die hier gezeigten Konzepte zeigen nur beipielhaft auf, was künfitig ein entscheidender USP sein könnte: Engagement und moralische Verpflichtung. Das muss nicht Großes sein – vielleicht einfach nur eine lokale Gegebenheit. Lassen Sie sich für Ihre Snack-Kreationen inspirieren.

1st Bite: Wir im Glück

Hans im Glück Storefront
© Hans im Glück

„Hans im Glück“ ist kein rein veganes Konzept, muss aber dennoch erwähnt werden. Haben Sie mal das gleichnamige Grimmsche Märchen gelesen? Da geht es darum, nicht alles (vermeintlich Wertvolle) haben zu müssen. Offen sein, für das, was glücklich macht und um Minimalismus – übrigens auch ein Trend. Was brauche ich zum Glücklichsein? Das ist eine Zeitgeistfrage, die „Hans im Glück“ seit 2010 stellt und sein Angebot permanent und offen für alles ändert: von veggie bis vegan bzw. plant-based protein-strotzend / protzend mit Sonnenblumenkern-Pattys oder versuchsweise nachhaltiger Protein-Power in Fleischversion auf Insekten-Basis und klimaneutralen Produkten – man beachte den Namen – „Wegweiser“-Burger. Das wird belohnt: Aktuell haben die Ernährungsorganisation ProVeg und das Branchenmagazin Food Service die Burgerkette als vegan-freundlichste Restaurantkette ausgezeichnet.

2nd Bite: Future is Vegan 

Hot Dog mit Blüten
© Unity Diner

„Future is vegan“ ist bei Unitiy Diner mehr als nur ein Spruch. Ganz ehrlich: Ich habe vorher noch nie von einem Non-Profit-Restaurant gehört. Seit 2018 tischt Unitiy Diner ausschließlich Pflanzliches auf und steckt seine Gewinne in den Tierschutz. Hier wird auf der Karte mit Namen geteasert, die an US-XXL-Kalorienportionen erinnern, wie die „Dirty Loaded Fries“ für 12 Pfund mit Döner Kebab, nur dass das eben pflanzenbasiert ist – genau wie das Steak, der Hot Dog oder Bakon (kein Schreibfehler!). Damit sollen Fleischesser auf die Schippe genommen werden oder einfach mal in einen Burger reinbeißen, um vielleicht nicht zu merken, dass der so gar keine tierische Grundlage hat – aber tierisch gut schmeckt.

3rd Bite: It’s so Ruben – get healthy vegan Calories

Rudys vegan diner
© 123rf

Null – null – null Verzicht. Mit den voll fetten US-Fast Food Kalorien zur Rubens-Figur koquettiert auch Rudy’s Vegan Diner. Da wird alles, was Fleisch ist: vegan. Rudy’s Vegan Diner wirbt tatsächlich damit: Vegan kann Fast Food wie Hot Dogs, Wings, Mac ’n’ Cheese und eine vegane Metzgerei ist auch noch drin. Hier geht es um schnelle Carbs wie beim Dirty Burger (Dirty Burger mit Soja-Hack-Patty, falschem Bacon und Cashew-Käse) – nur, dass die eben gesund sind. Das hat zwar nichts Moralisierendes, aber geht voll auf die Schiene: Vegan kann das totale Lustessen sein, also gib’s dir! Wie wäre es mal mit dem Verkaufsrenner Rudy’s Reuben DIY kit für satte 36 Pfund für vier Portionen, dem klassischen US-Pastrami-Sandwich – nur in vegan.

4th Bite: Spread the Message – non Profit als individueller Concept Store

Burger vegan fleischlos
© 123rf

Es ist nicht einfach nur ein veganes Cafe. Am Black Cat hängt eine Buchhandlung – und viel wichtiger eine Non-Profit Abeitsgemeinschaft, denen es wichtig ist, zu Top-Preisen pflanzliche Top-Gerichte anzubieten, wie Seitan- und Soja-Hack-Burger im Rinderstil. Der gehört auch zu den Klassikern, die immer angeboten werden, neben einer täglich wechselnden Karte. Das Cafe ist nur zwischen 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Das Black Cat trägt einen besonderen Stolz in sich: Es schreibt sich auf die Fahne, dass es sich auf Grund seiner Qualität und treuen Kunden gegenüber steigender Mieten und Ketten in seiner Individualität behaupten kann.

5th Bite: Der Kunde entscheidet 

Fingerfood
© Food Trend Tours

Ich schließe mit einem Unternehmen, das „nur“ zu 50 Prozent vegan ist – weil es – wie ich – an die kleinen Entscheidungen für einen großen Wandel glaubt. Wir leben in Mustern und sind mehr denn je gezwungen auszubrechen: was sein Gutes hat. Bei allem, mit dem wir uns gerade auseinandersetzen müssen, sind wir in kurzer Zeit mehr denn je gezwungen „out of the box“ zu denken. Heute sind viele  – vor allem politisch – in einer Entscheidungssituation, die sie sich aufgrund ihrer Überzeugungen niemals vorstellen konnten. Jetzt geht es darum das Beste daraus zu machen. Und das einzige, was hilft ist Dialog. Das macht Wagamama Lab seit 2018 und zwar so einfach wie es genial ist. Warum nicht fragen, was der Kunde will. Und genau das hat das Unternehmen dahin geführt, was sie heute anbieten: 50 Prozent den Kartenangebots sind vegan. Unsere Kunden sind erwachsener geworden: Sie sind nicht mehr Konsumenten, sie sind Betroffene. Wir wollen alle positiv bleiben und das geht nur über den Moment von Genuss. Genuss ist  aber nicht mehr allein Geschmack. Es ist Lebensqualität. Genau da müssen wir unsere Kunden abholen!

Über Andrew Fordyce

Andrew Fordyce Potrait
© Food Trend Tours

Andrew Fordyce gehört zu den führenden Food Service Experten international. Er ist vielseitig erfolgreich in der Branche unterwegs: als EATrepreneur, Food Trend Scout, Keynote Speaker und freier Journalist. Seine größten Leidenschaften, neben gutem Essen, sind Begegnung und Austausch mit Menschen. Mit seiner Offenheit findet der Südafrikaner schnell Zugang zu seinem Gegenüber und damit immer wieder zu neuem Wissen, das er seinerseits genauso gerne teilt.

 

Ähnliche Beiträge