Andrews “Five Bites”: Nachhaltigkeit

Gastro Trends

Von außen betrachtet scheint mit Corona alle Geschäftigkeit in der Gastronomie erstarrt. Doch schaut man genau hin, tut sich grundsätzlich recht viel, oder um es mit Sören Kierkegaard zu sagen „Wenn alles still ist, geschieht am meisten“. Mit dem Innehalten, kommen Bewusstwerdung und Rückbesinnung. Auf diesem Weg erfahren gerade Werte-getriebene Trends mehr Dynamik als je zuvor. Das trifft insbesondere auf das Thema „Nachhaltigkeit“ zu. Dazu beschreibt Andrew Fordyce in seiner Kolumne „Five Bites“  exklusiv für snackconnection  fünf Beispiele:

1st Bite: Vegan-uary mehr als nur ein guter Vorsatz

JackWOWeer veganer Burger
© Masande

Die pressewirksame Resonanz und rege Teilnahme am diesjährigen Veganuary (veganuay.com) ist sicher nicht allein damit zu erklären, dass Menschen nach den Feiertagen mit ihren Pfunden hadern und sich daher dem Neujahresvorsatz verschreiben, für den ganzen Januar eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren. Das letzte Jahr war insgesamt ein Jahr der Unbeweglichkeit. Das leistete allem, was gesund ist, immensen Vorschub. Dass der „Veganuary 2021“ 500.000 Anmeldungen verzeichnete, darunter auch namhafte Food-Unternehmen, ist ein klarer Indikator, dass Veganismus nicht nur weiter boomt, sondern klar auf Etablierungskurs ist.

2nd Bite: Regional bedeutet soziale Heimat

Hofladen Gemüse Nachhaltig | snackconnection
© Adpic

Die Verwendung regionaler Foodprodukte ist natürlich nicht neu. Der Nachhaltigkeitsaspekt, der jetzt vermehrt zum Kauf von Lebensmitteln aus der Gegend anregt, speist sich mehr aus der Verschiebung der Wertigkeit von sozialen Bindungen im persönlichen Raum. Das Fernweh wird quasi durch ein Nahweh ersetzt. Das, was nah ist, ist durch Corona nicht mehr selbstverständlich, sondern wird zum Sehnsuchtsobjekt und mit ganz anderen Augen betrachtet. Das gilt für die Kneipe mit regionalem Speisenangebot ebenso wie für den eigenen Einkauf im Hofladen. Es geht um Social Caring als Gegenbewegung zum Social Distancing durch Corona. So erklärt sich die Unterstützung der Konsumenten von lokalen Lieferanten und Erzeugern. Darauf setzen entsprechende Partnerschaften von Einzelhandelsketten auf, die damit ein Wochenmarkt-Feeling imitieren wollen.

3rd Bite: Hyper-Bio

Bio Gemüse | snackconnection
©Pixabay

Gesunde Ernährung stand bislang mehr im Kontext, einen nachhaltigen Beitrag für die Gesellschaft bzw. kommende Generationen zu leisten. Durch Corona ist das Bewusstsein für den eigenen Körper und die Gesundheit weitreichender sensibilisiert worden. Gute Ernährung wird damit egozentrierter. Darum gewinnt Bio noch einmal mehr an Bedeutung. Viele Supermärkte haben Corona genutzt, um zu modernisieren und sich dem veränderten Einkaufsverhalten von Konsumenten anzupassen. Es wird wieder mehr gekocht und dabei auf natürliche Zutaten geachtet. Bio-Produkte erscheinen in den Einkaufskonzepten nicht nur insularer, sondern nehmen entsprechend der größeren und stetig wachsenden Vielfalt nach meiner Beobachtung deutlich mehr Platz ein, Tendenz steigend.

4th Bite: Klare Ansagen

Smoothie Apfel Kiwi Limone Clean Label | snackconnection
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Clean Labeling hat rein gar nichts mit einer wie auch immer gearteten Lebensmittelzertifizierung zu tun. Im Grunde ist es  nichts anderes als eine Zutatenliste, anhand derer der Konsument erkennt: Da ist nichts drin, was ich nicht auch selbst kaufen würde, weil es mir, zum Beispiel wegen einer Allergie schadet. On Top gehört vielleicht noch der Vermerk: „Alle verwendeten Zutaten sind ausnahmslos biologischen Ursprungs.“ Das macht klar: Hier ist alles Natur pur. Damit wäre Clean Labeling synonym mit Clean Eating. Je mehr Zutaten allerdings desto größer die Gefahr, dass ein natürlicher Stoff enthalten ist, den der Konsument nicht mag bzw. nicht verträgt oder schlicht und ergreifend überliest. Der Konsument will aber Transparenz. Darum wird der Erfolg des Clean Labelings tendenziell davon abhängen, dass Produkte sich aus Komponenten zusammensetzen, die sich mehr oder weniger an fünf Fingern abzählen lassen.

5th Bite: Cradle to Cradle

Nachhaltigkeit Kreislauf Cradle to Cradle | snackconnection
© Adpic

Bei der Nachhaltigkeit wird sich der Konsument künftig nicht mehr allein an Zutaten und Verpackung aufhalten. Corona hat uns allen vor Augen geführt wie sensibel, eins in andere greift. Ich bin der Überzeugung, dass Konsumenten ihr Kaufverhalten stärker danach ausrichten werden, dass die Unternehmen hinter einem Produkt ein auf allen Ebenen erkennbares Nachaltigkeitskonzept zeigen, im besten Fall durch ein konsequentes Kreislaufsystem. Leider gibt es dazu nur in vereinzelten Gastronomiebetrieben erste Ansätze. Es wird spannend zu beobachten, wer im Bereich der Lebensmittelindustrie hier neues Marktpotential erkennt und sich mit umfassenden C2C-Konzepten vortraut.

Weitere Ideen, Rezepte und Anregungen gibt es in unserer Themenwelt:

Bio & Nachhaltigkeit

 

Über Andrew Fordyce

Andrew Fordyce Potrait
© Food Trend Tours

Der gebürtige Südafrikaner Andrew Fordyce ist mit Streetfood aufgewachsen und liebt internationales Essen. Eine Liebe, die aus ihm nach der Ausbildung in einem 5-Sterne Hotel einen internationalen Food Service und Retail Experten mit über 25 Jahren Erfahrung gemacht hat. Heute lebt und arbeitet er teils in London, teils im Frankfurter Raum als EATrepreneur, Berater, Food Trend Scout und Fachjournalist.

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