Street Food-Konzepte: Klaus P. Wünsch im Interview
Schon lange gab es keinen Gastro-Kongress mehr als Präsenzveranstaltung. Der GTW Summit sendet mit dem Unternehmer-Kongress Zukunft Gastronomie und der SFC Street Food Convention nun positive Signale für eine gebeutelte Branche. Für entsprechende Hygienemaßnahmen ist gesorgt.
Im Interview mit snackconnection äußert sich Klaus P. Wünsch, Gründer & Inhaber der Plattform Foodtrucks Deutschland, über Street Food Konzepte, die anstehende SFC Street Food Convention sowie über die Herausforderungen und Chancen für die Gastronomie-Branche.
snackconnection: Mit dem GTW Summit im Oktober soll ein Zeichen für eine gebeutelte Branche gesetzt werden. Warum braucht die Branche jetzt diese Veranstaltung?
Klaus P. Wünsch: “Ganz klar: Flagge zeigen! Wave your flag, wie wir so schön sagen. Es geht so langsam wieder los. Und das muss in einem Branchentreff auch ganz klar signalisiert werden. Dafür ist die Street Food Convention im Rahmen des GTW Summit in Verbindung mit dem Zukunftskongress Gastronomie genau die richtige Plattform in der richtigen Location. Denn in der Zeche Zollverein wurde schon einmal Geschichte geschrieben. Und das wollen wir zumindest ansatzweise mit dem Restart der Gastro wiederholen.”
snackconnection: Seit der ersten Street Food Convention in 2015 ist viel passiert. Was unterscheidet erfolgreiche Konzepte von damals zu heute?
Klaus P. Wünsch: “Die Unterschiede sind ehrlich gesagt gar nicht so gravierend. Klar, es gab Spezialisierungen und Neuausrichtungen. Es gab Schließungen und Neueröffnungen. Aber am Ende ist der wichtigste Punkt immer noch: leckeres Essen! Vermehrt mit Fokus auf Qualität, Herkunft und der Story. Wobei da von Anfang an auch schon immer darauf geachtet wurde. Die Guten von damals gibt es auch heute noch. Und die sind auch heute noch gut und beliebt.”
snackconnection: Corona hat vieles in der Branche verändert. Wie geht man jetzt gestärkt aus der Krise und wo liegen die größten Herausforderungen?
Klaus P. Wünsch: “Klar, der eine kommt – alleine schon von der mentalen Einstellung her – besser damit klar. Der andere weniger. Es gibt natürlich auch in solchen Phasen eines (Business)-Lebens zwei Möglichkeiten: ich bin das Opfer und ergebe mich, oder ich bin der Meister und kämpfe. Heißt: Der eine Teil ergibt sich der Situation, legt die Füße hoch und wartet nur auf Hilfe von außen. Ein anderer Teil (nach meiner Erfahrung der weitaus größere) sagt sich: „F***, ich gebe trotzdem Gas und versuche das Beste aus der Situation zu machen.“
snackconnection: Mit welchen Produkten und Konzepten können Anbieter jetzt punkten? Wo liegen Chancen für Zusatzgeschäft?
Klaus P. Wünsch: “Von den Produkten her, braucht es meiner Ansicht nach keine große Änderung. Was vorher lecker war, ist jetzt auch noch lecker und beliebt. Zusatzgeschäft gab es aber tatsächlich in Teilbereichen. Ob und inwieweit sich das etabliert und man damit auf Dauer auch Geld verdienen kann, wird sich allerdings noch zeigen. Ich denke dabei an den sogenannten Kantinen-Ersatzverkehr oder eigens installierte Lieferdienste oder PickUp-Stationen. Es wurden in dieser Zeit sogar Läden oder PopUp Stores eröffnet. Ganz klar, mit mehr Kraftaufwand und kleineren Margen. Aber trotzdem, alleine daran sieht man schon:
Die Street Food Szene ist eine ganz besondere, die sich selbst in einer vermeintlichen Krise immer wieder neu erfindet und anpasst.
snackconnection: Was macht ein erfolgreiches Street Food Konzept heute aus?
Klaus P. Wünsch: “Auch hier gilt für mich: es gibt keine gravierenden Unterschiede zu früher. Ein Erfolgsfaktor ist aber mit Sicherheit die schnelle und unkonventionelle Anpassung an neue Umstände und Situationen. Ich denke hier speziell an das Herunterfahren von großen Kostenblöcken oder die Neuausrichtung und Verlagerung in andere/neue Bereiche, wie z.B. dem Tagesgeschäft. Getreu dem Motto: „Nichts ist so beständig wie die Veränderung!“
Und wer schnell reagieren und sich auf die Veränderung einstellen kann, wird immer vorne dabei sein.
snackconnection: Die Street Food Welt ist an vielen Orten sehr burgerlastig. Ist der Markt gesättigt, oder wo liegen noch Potenziale?
Klaus P. Wünsch: “Das stimmt! Die Burgerlast ist tatsächlich auch für mich sehr hoch. Teilweise zu hoch. Es gibt so viele leckere Food-Richtungen. Aber auch hier gilt: der Markt bestimmt das Angebot. Potenziale gibt es meines Erachtens noch in ganz vielen Bereichen: die Pan-Aasia Kitchen, Europa-Küche, oder auch vermeintliche Nischenprodukte wie weitere leckere Veggie/Vegan-Konzepte. Da gibt es noch so viel zu entdecken.”
Ein Burger ist halt immer noch ein sehr leckeres Teil und wird halt immer wieder gerne gegessen.
snackconnection: Das Thema Nachhaltigkeit wird bei Konsumenten immer wichtiger. Warum kommen Mehrwegverpackungen nur sehr selten zum Einsatz?
Klaus P. Wünsch: “Weil es sich vom Handling und der Logistik mit Platz und Gewichtsbeschränkungen auf den mobilen Einheiten äußerst schwierig gestaltet. Aber, eines muss man uns trotzdem zugestehen: die Street Food Szene setzte von Anbeginn zumindest auf die sogenannte „bessere“ Einwegverpackung. Oft auf Basis nachwachsender Rohstoffe.”
Plastik & Co. sind definitiv schon immer verpönt gewesen. Und das obwohl hier mehr investiert werden muss als in die Regel-Einwegverpackung.
snackconnection: Die Zukunft liegt in der pflanzenbasierten Ernährung. Welche Produkte werden sich 2021 durchzusetzen?
Klaus P. Wünsch: “Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Am besten sind natürlich immer noch unbehandelte und frische Produkte: Obst, Gemüse, Getreide. Das Thema Fleischersatz wird aber weiter verstärkt in den Fokus rücken. Hier würde ich mir allerdings wünschen, dass diese Produkte ohne jegliche künstliche Zusatzstoffe und mit einer absolut minimierten Zutatenliste auskommen. Und hier tut sich auch ganz viel. Ganz viel Gutes.Was mir persönlich noch fehlt: eine rein pflanzenbasierte und zugleich leckere Bockwurst.”
Ich schaue sehr optimistisch in Zukunft. Und freue mich schon riesig auf das, was alles noch kommt.
snackconnection: Und zum Abschluß: Was ist Ihr persönlicher Lieblingssnack?
Klaus P. Wünsch: “Bei uns hier in Nürnberg gibt es den Vegöner. Einen veganen Döner. Der hat mittlerweise einen festen Platz in meinem persönlichen Food-Ranking ergattert. Bei einer leckeren Currywurst mit Pommes und hausgemachter Sauce kann und will ich allerdings auch nicht nein sagen. Natürlich vom Foodtruck Tom & Berry.”
Über Klaus P. Wünsch
Gründer des ersten Foodtrucks in Deutschland (RibWich) | Gründer des Heimat-Foodtrucks GOUD. | Gründer & Inhaber der Plattform Foodtrucks Deutschland | Gründer des ersten Street Food Eventformats Foodtruck RoundUp | Gründer von Foodtruck Catering | Initiator & ideeller Träger der Messe SFC Street Food Convention (Veranstalter AFAG) | Gewinner des fizzz AWARDS „Erfolgsgastronom 2016″ | Persönlicher Kooperationspartner Street Food beim DEHOGA Bayern | TV-Experte für Street Food und Foodtrucks | StartUp-, Firmen und Medienberater