Nestlé Studie 2021 – So klimafreundliche is(st) Deutschland
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie zeigt sich: der Kampf gegen den Klimawandel hat für die Menschen in Deutschland höchste Priorität. Darin ist sich die Bevölkerung über alle Alters-, Geschlechts-, Bildungs- und Einkommensgruppen hinweg einig und sieht sich auch selbst in der Pflicht, zu handeln. Das zeigt die neuen Nestlé Studie 2021 “So klimafreundlich is(s)t Deutschland”
Kampf gegen Klimawandel hat höchste Relevanz
Als wichtigste globale Herausforderung sehen 68 % der Befragten die Bekämpfung des Klimawandels – noch vor der Bekämpfung von Krankheiten und Epidemien sowie Umweltverschmutzung (je 65 %), der Sicherung der Welternährung (56 %) und der Eindämmung von Flüchtlingsströmen (46 %). Zwei Drittel machen sich über die Folgen der zunehmenden Erderwärmung (sehr) große Sorgen. In der Konsequenz fordert eine deutliche Mehrheit (82 %) schnelle und umfassende Maßnahmen, um den Klimawandel zu bekämpfen. 71 % sprechen sich sogar dafür aus, drastische Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Denn fast vier von fünf Befragten befürchten, dass der Klimawandel auch für Deutschland katastrophale Auswirkungen haben wird. Gleichzeitig sind Aktivitäten gegen den Klimawandel emotional stark positiv besetzt: 88 % der Befragten gibt es ein gutes Gefühl, wenn sie selbst etwas für den Klimaschutz tun.
Verbraucher sehen sich selbst in der Pflicht
In der Frage, bei wem die Verantwortung für den Kampf gegen den Klimawandel liegt, sind sich die Menschen in Deutschland einig: 90 % denken, dass es auf das Verhalten jedes Einzelnen ankommt. Dabei sehen die Befragten vor allem die Industrie in der Pflicht, für einen besseren Klimaschutz zu sorgen (68 %), gefolgt vom Verbraucher selbst (52 %) sowie Politik (50 %) und Handel (47 %). Das Engagement gegen den Klimawandel ist in der Bevölkerung inzwischen auch weit verbreitet: Rund drei Viertel geben an, schon konkret etwas für den Klimaschutz getan zu haben. Am häufigsten achten die Deutschen darauf, sparsam mit Energie umzugehen (84 %) und klimafreundlich einzukaufen (67 %). Das Thema Ernährung rangiert dabei im Mittelfeld: 45 % der Verbraucher geben an, beim Essen und Trinken schon ihr Verhalten geändert zu haben. Für mehr als die Hälfte ist fehlendes Wissen der wichtigste Hinderungsgrund für klimafreundlicheres Verhalten. Sie wissen nicht, wo sie ansetzen sollen und haben daneben oft finanzielle Bedenken (36 %) und können Gewohnheiten schwer ändern (34 %).
Wie trägt Ernährung zum Klimaschutz bei?
Doch welche Kriterien und Überzeugungen bestimmen den Speiseplan der Verbraucher? Im Rahmen verschiedener Ernährungsweisen hat eine klimafreundliche Ernährung für die Befragten eine nur mittlere Bedeutung (56 %). An der Spitze stehen Obst und Gemüse als wichtigste Ernährungspriorität (83 %), gefolgt von einem leckeren Geschmack und Auswahlfreiheit (74 %) sowie Tierschutzaspekten (71 %). Wenn es um die Klimaauswirkungen von Ernährung geht, kennen sich weite Teile der Bevölkerung nicht gut aus. Nur ein knappes Drittel der Befragten traut sich zu, die Klimafreundlichkeit der eigenen Ernährung einzuschätzen.
Klimafreundliche Ernährung: Regional? Weniger Fleisch?
Spontan gehören für 41 % der Menschen in Deutschland regionale Produkte zu einer klimafreundlichen Ernährung. Sie verbinden damit also vor allem die Vermeidung des Transports von Lebensmitteln. Erst mit deutlichem Abstand folgt die Einschränkung des Fleischkonsums (20 %). Gleichzeitig können 21 % spontan überhaupt nicht sagen, was sie unter klimafreundlicher Ernährung verstehen. An erster Stelle geben knapp zwei Drittel der Befragten die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung als sehr wichtig an, gefolgt von Vermeidung von Lebensmitteln, für die zum Teil Wälder in großem Stil gerodet werden (57 %) sowie regionalen (56 %) und saisonalen Lebensmitteln (55 %). Verzicht auf Fleisch (22 %) sowie auf tierische Produkte wie Milch oder Käse (14 %) rangieren am Ende der Liste.
Klimafreundlichkeit wichtiger als Bio
Klimafreundlichkeit kommt auch als Einkaufskriterium per se eine mittlere Bedeutung zu: 50 % der Befragten halten dies für wichtig, 17 % sogar für sehr wichtig. Gleichzeitig spielen viele Nachhaltigkeitskriterien, die auch für den Klimaschutz wichtig sind, beim Lebensmitteleinkauf aber eine sehr große Rolle, zum Beispiel artgerechte Tierhaltung (38 % sehr wichtig), Mehrwegverpackungen (33 % ), Regionalität (28 %) und Saisonalität (25 %). Bio-Produkte rangieren hingegen deutlich weiter hinten (11 %). Die Bedeutung solcher Nachhaltigkeitskriterien beim Lebensmitteleinkauf hat laut Langzeitvergleich des Instituts für Demoskopie Allensbach in der vergangenen Dekade deutlich zugenommen.
Klimafreundliche Produkte dürfen teurer sein
Ganz allgemein bekundet die Mehrheit der Bevölkerung (56 %) große oder sogar sehr große Bereitschaft, ihre Ernährung für den Klimaschutz umzustellen. Auch sind rund drei Viertel bereit, für klimafreundliche Produkte mehr zu bezahlen, darunter würden auch 17 % deutlich mehr bezahlen. Etwas höher als beim Durchschnitt ist sowohl die Umstellungs- als auch Zahlungsbereitschaft bei Frauen und in den oberen Sozialschichten. Was die Befragten selbst bereits tun, um sich klimafreundlicher zu ernähren, ist ihnen allerdings fast durchweg sehr leicht oder leicht gefallen.
Offenheit für Fleischersatzprodukte
Bei der Umstellungsbereitschaft, wenn es um den Verzicht auf Fleisch oder tierische Produkte wie Milch oder Käse geht, gibt es eine geteilte Meinung: 53% sind bereit nur wenig tierische Produkte wie Milch oder Käse zu verzehren, während dies für 47 % der Bevölkerung nicht in Frage kommt, weiteren 16 % würde das sehr schwerfallen. Gleichzeitig ist die Offenheit für pflanzliche Fleischersatzprodukte in der Bevölkerung insgesamt groß. Rund die Hälfte hat solche Produkte schon gegessen, darunter hat es lediglich 12 % nicht geschmeckt. Weitere 16 % der Bevölkerung können sich vorstellen, solche Produkte zu essen. Die Akzeptanz von Fleischersatzprodukten ist auch eine Frage des Alters und der Bildungsschicht: In der Gruppe der 14-29-jährigen und bei Menschen mit höherer Schulbildung ist die Offenheit am größten. Eine deutliche Mehrheit der überzeugten Fleischesser (59 % ) kann sich allerdings nicht vorstellen, solche Produkte zu konsumieren.
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