Interview: Die wichtigsten Trends bei To Go Verpackungen

snackconnection sprach mit Martina Lindner, der wissenschaftlichen Assistentin für Materialentwicklung beim Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung über die Zukunft von Verpackungen. Das Institut für angewandte Forschung ist führend in den Bereichen Lebensmittel, Verpackung, Produktwirkung, sowie Recycling und Umwelt.

Was sind die wichtigsten Trends bei To Go Verpackungen?

Grundsätzlich steht derzeit das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Nachhaltigkeit kann erreicht werden durch:

Wiederverwendung

Thermobecher Edelstahl Kaffeebecher to go nachhaltig
© Fotolia, Natalie Board

Im Bereich To Go ist das zu sehen in Form von wiederverwendbaren Kaffee-Bechern als Ersatz von Kunststoff-/Pappbechern für den Einmalgebrauch. Hier ist das Thema Hygiene ein Thema, wenn Kunden ihre eigenen Becher mitbringen.

Recycling

Glasfalschen Verpackungen Getränke Mehweg
© Pixabay

Beim Recycling stellen sogenannte Multilayer-Materialien, Verpackungen die aus verschiedenen Kunststoffen bestehen, ein Hindernis dar. Beispiele hierfür sind Kartons oder Papiertüten mit schlecht abtrennbaren Kunststoffbeschichtungen und Kunststoffsichtfenstern. Lösungen werden in der Verwendung von Monomaterialien gefunden und in Materialkombinationen, die verträglich sind und sich gut trennen lassen.

Einsparungen

© Pixabay

Da auf Verpackungen i.d.R. nicht komplett verzichtet werden kann, werden zumindest Materialeinsparungen durchgeführt. Dies ist möglich durch z.B. Einsatz von nanometer dünnen anorganischen Schichten als Gasbarriere, intelligente Materialkombinationen, Haltbarkeitssimulation von Lebensmitteln, um bessere Alternativen zu identifizieren.

Nachwachsende und biologisch abbaubare Rohstoffe

Traktor auf der Wiese
© Adpic

Mehr und mehr Verpackungen bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen. Ein Vorteil bei biologisch abbaubaren Verpackungen ist, dass diese nicht zur Akkumulation von (Mikro-) plastik beitragen, wenn diese unbeabsichtigt oder durch die Unbedarftheit von Konsumenten in die Umwelt gelangen. Wir entwickeln vollständig im Boden und im Wasser abbaubare Verpackungen auf Basis des Biopolymers PHBV, welches von Bakterien gebildet wird.

Welche Trends werden sich langfristig durchsetzen?

Verpackung To Go Papier Pappe fotolia
© Fotolia, interpas

Aktuell wird der Ansatz des verbesserten Materialrecyclings durch das neu in Kraft getretene Verpackungsgesetz gefördert. Hier wird insbesondere die Verwendung von Monomaterialien unterstützt. Faserbasierte Verpackungen werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen und sicherlich an Bedeutung zunehmen, Stichwort Plastikvermeidung. Viele Bürger sehen Kunststoffe zunehmend kritisch, obwohl Kunststoffe durchaus ihre Berechtigung und Vorteile haben. Zunehmender Fokus wird hierbei auch auf dem Recycling von PLA liegen. Derzeit bestehen noch zwei größere Herausforderungen: Die Rohstoffquelle (Mais) steht in Konkurrenz zu Lebens- und Futtermitteln. Hier wird bereits an Alternativen geforscht. Zusätzlich sind die bestehenden Stoffmengenströme von PLA im Verpackungsmüll noch so gering, dass sich ein separates Recycling des Materials wirtschaftlich noch nicht rentiert. Steigt jedoch die Verfügbarkeit und verbessert sich die Öko-Bilanz dieses Werkstoffes, so kann in Zukunft auch mit dessen Recycling gerechnet werden.

Worauf sollte bei To Go Verpackungen geachtet werden?

Salat in Plastikbecher
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Inverkehrbringer sollten ihre Kunden deutlich, z.B. durch Druckbild, auf die richtigen Entsorgungswege aufmerksam machen. Weiterhin sollten sie Monomaterialien (z.B. keine Sichtfenster in Papier-Verpackungen) und recycelbare Materialien bevorzugen, die Verpackungsgrößen jeweils kleinstmöglich wählen, oder direkt wiederverwendbare Verpackungen anbieten.

Stehen Nachhaltigkeit und Funktionalität im Widerspruch?

Verpackung Bagasse warm halten nachhaltig
© Fotolia, Chikako-Kamitori

Nein, die beiden Aspekte Nachhaltigkeit und Funktionalität stehen nicht im Widerspruch zueinander. Wie beschrieben, können Verpackungen auf vielfältige Art und Weise nachhaltiger gestaltet werden. Verpackungen erfüllen in der Regel vier Aufgaben: Schutz, Transport, Information und Umhüllung. Eine Verpackung ist dann nachhaltig, wenn ein Optimum erreicht ist, an dem alle vier Aufgaben ausreichend gut erfüllt werden. Das bedeutet zum Beispiel, genug Schutz, um eine ausreichend lange Produkthaltbarkeit zu garantieren, um das verpackte Lebensmittel nicht unnötig zu verschwenden. So kann z.B. ein herkömmlicher transparenter To-Go Joghurtbecher aus PP mit PP-Deckel mit der gewohnten Funktionalität durchaus nachhaltiger sein als ein Papier-basierter Kunststoffverbund, da der PP-Becher gut recycelt werden kann und die Haltbarkeit des verpackten Lebensmittels verlängert. Wird Joghurt jedoch lediglich abgefüllt und sofort verzehrt, so reicht die Funktionalität eines recycelfähigen Pappbechers aus.

Über Martina Lindner

Martina Lindner ist wissenschaftliche Assistentin für Materialentwicklung beim Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung über die Zukunft von Verpackungen. Das Institut für angewandte Forschung ist führend in den Bereichen Lebensmittel, Verpackung, Produktwirkung, sowie Recycling und Umwelt. Martina Lindner forscht im Bereich der Biopolymere sowie der Metallisierung von Papiersubstraten. Weiterhin ist sie Lehrbeauftragte für “Chemisch technologische Grundlagen der Lebensmittelverarbeitung” an der Hochschule Kempten.

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*Quelle: Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV

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