Andrews „Five Bites“: Gastrosophisches zur Pizza

Convenience Food

Der gebürtige Südafrikaner Andrew Fordyce hat neben der Gastronomie eine zweite Passion: Er teilt gerne sein Wissen. In seiner Kolumne „Five Bites“ fasst er exklusiv für snackconnection wissenswerte Trend-News zu wichtigen Food-Themen zusammen. Diesmal geht es um eines der Lieblingsgerichte der Deutschen: die Pizza.

Pizza geht immer

Pizza geht – wie Burger – immer, wird aber meiner Meinung nach – wie der Burger – zu wenig Wert geschätzt. Dabei erfüllt sie Top-Kriterien, die heutzutage zählen. Nicht mehr als fünf Zutaten, alle sauber, simpel und supergut. Das ist der aktuelle Trend und funktioniert bei kosmetischen Produkten wie beim Essen.

© Food Trend Tours

Ursprünglich war die Pizza nicht mehr als ein Fladenbrot, das mit seinen rudimentären Zutaten in nahezu jeder Kultur zu finden ist. Der eigentlich Trend um die Pizza ist, was man daraus macht, ihre „Diversity“ – wie in der Mode eine Priorität, die gepusht wird und ein Seller ist – man vergleiche Heidi Klums GNTM. Schöne Idee, die bei genauerer Betrachtung ein bisschen tiefer geht: Brot als etwas, das uns eint, weil es Grundnahrung ist. In Haiti gibt es Kinder, die aus Erde Brot bzw. Kekse machen. Wir haben so viel mehr und lernen – nicht zuletzt beschleunigt durch Corona – immer noch auf Luxusniveau aus wenig eine Delikatesse zu kreieren, um unsere Umwelt zu entlasten und Menschen ohne Verzicht auf Genuss zu nähren. Ich finde, Bescheidenheit schmeckt nicht nur gut – sie tut uns gut: unserer Gesundheit, der Umwelt und Kreativität. Sogar persönlich machen wir aus weniger damit mehr.

Das ist zu Corona-Zeiten ein Konzept, das etlichen Unternehmen das Überleben gesichert hat. Viele haben ein reduziertes Angebot für mehr verkauft. Wir haben im best case zwei Dinge entdeckt: Der Konsument hat den Preis akzeptiert und dazu ein anderes Genussempfinden entwickelt, das sich nicht an Premiumzutaten, sondern Premiumzubereitung orientiert.

Lesen Sie weiter, wie einfach es ist, seinen Kunden Genuss zu bereiten. Entdecken wir die Pizza neu!

1st Bite: Sempre Pizza

Pizza Magarita | snackconnection
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Laut einer Studie von POSpulse in 2019 gaben 87 % der befragten Deutschen an, dass sie am häufigsten Pizza bei Lieferdiensten bestellen. In der Schweiz ist der Top-Seller laut Just eat 2020 wie im Vorjahr die traditionelle Pizza Margherita. In Neapel 1889 erstmalig hergestellt und nach der Ehefrau des damaligen Königs benannt – mit wenig royalen Zutaten: Tomatensauce, Mozzarella, Basilikum – basta. Dass die italienische Pizza heute die Pole-Position bei den Lieferdiensten einnimmt, hat sie im Grunde der American Pizza zu verdanken. Sie war in den UK nach dem indischen Currry & Rice das erste To-Go-Delivery Essen überhaupt. Mein Tipp für eine handwerklich sauber gemachte Pizza ist Impero Pizza & Natura.

2nd Bite: Pizza Desidera – Wunschpizza

Pizza Ruccula vegetarisch
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Im Kommen ist die Wunschpizza, die individuell um Lieblingszutaten ergänzt wird. Sie ist in der Schweiz (Just eat) mit einem Wachstum von 378% unschlagbarer Spitzenreiter, gefolgt von der Salami-Pizza (187%) und – nach dem vegatarischen Burger auf Platz drei (65%) – der vegetarischen Pizza (52%).

3rd Bite: Sourdough Pizza

Pizza Sauerteig
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„Was lange währt, wird endlich gut“ – unter dem Motto steht die Sauerteig-Pizza. Für die perfekte Pizza muss der fermentierte Teig erst einmal 24 bis 48 Stunden gehen. In den UK gibt es bereits viele Pizzerien, die sich darauf spezialisiert haben, wie zum Beispiel Franco Manca und Saint Sourdough. In Deutschland ist das noch eine Marktlücke, die sich aber recht bald füllen wird.

4th Bite: Originale Pinsa Romana – Pizza als Marketing-Gag

Pizza Pinsa Di Marco
© Di Marco

Sowohl die rechteckige Form als auch der Name bzw. das Storytelling um die Original Pinsa Romana basieren auf einen keckem Marketingstreich von Alberto di Marco und seinem Vater Corrado. Die beiden haben einfach behauptet, die Pinsa Romana hätte es bereits im alten Rom gegeben. Und was in der Antike gut war, wird es auch jetzt sein. Von wegen Antike – aber sie haben damit ihre Pinsa 2001 auf Erfolgskurs gebracht. Gut ist sie aber trotzdem. Der Teig ist ein Gemisch aus Reis-, Weizen und Sojamehl sowie etwas Sauerteig, das zwischen 72 und 120 Stunden fermentiert. Das macht den Teig leicht und bekömmlich. Ach ja, die Sache mit der Form. Da haben die zwei praktisch gedacht: So passt sie einfach besser in den Ofen. Der Belag der Pinsa ist bescheiden, ähnlich wie beim Focaccia. Basilikum auf den bereits gebackenen Teig, hier etwas Büffelmozzarella, dort ein paar Öltropfen: fertig. Lecker und leicht bekömmlich!

5th Bite: Flatbread de la France

Flammkuchen
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Der Flammkuchen ist längst über das Elsaß und den traditionellen Belag von Créme Fraîche, Zwiebeln und Speck hinausgewachsen. Auch hier lassen sich mit einfachen Mitteln viele Varianten für ekstatische Gaumenfreuden schaffen: ganz simpel mit saisonalem Gemüse vom Spargel bis zur Steckrübe oder gehackten Kräutern belegt, dazu Nüsse und / oder Knoblauch. Süß geht natürlich auch, zum Beispiel mit Trauben und Müsli, Datteln oder der Beerenmischung aus dem Tiefkühlfach. Was man gerade so im Haus hat, wie nicht mehr ganz so ansehnliches Obst in Kombination mit Marmelade, Erdnuss- oder Schokoaufstrich.

Ganz gleich in welcher Teiggestaltung: Die Pizza ist mit schlichten Zutaten, die auch auch der Resteküche kommen können, extrem wandlungsfähig und ebenso deliziös.

Weitere Ideen, Rezepte und Anregungen rund um das Thema Pizza gibt es hier:

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Über Andrew Fordyce

Andrew Fordyce Potrait
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Andrew Fordyce gehört zu den führenden Food Service Experten in Deutschland. Für ihn als Südafrikaner und Genussmenschen gab es keine andere Berufsalternative. Aufgewachsen mit Streetfood und Stadtmärkten, reich an Gewürzen und Genießbarem, wie kaum sonstwo, war er schon als Kind Kenner in Sachen Genuss. Seine zweite Leidenschaft ist Wissen und das teilt er, wie vieles andere auch, gerne. Seinen Wissens-Fundus hat er sich als Food-Macher und EATrepreneur, Manager im internationalen Foodkonzern und als FoodTrendScout erarbeitet.

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