Holger Preibisch über Trends & Potenziale in der Kaffeebranche

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Im Jahr konsumiert jeder Deutsche durchschnittlich 164 Liter im Jahr. Davon wird jede vierte Tasse Außer-Haus getrunken. Die Potenziale im Geschäft mit dem braunen Gold sind groß. Umso wichtiger den Markt von allen Seiten zu beleuchten und über Trends & Veränderungen Bescheid zu wissen. Im Interview mit Holger Preibisch, Geschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes, beleuchten wir wichtige Themen rund um den Kaffee.

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen. Was macht den Kaffee zum Liebling?

© Deutscher Kaffeeverband Bente Stachowske

Im Rahmen der repräsentativen Kaffee-Konsumstudie des Deutschen Kaffeeverbandes, „So trinkt Deutschland Kaffee“, gaben 51 Prozent der Befragten an, dass Kaffee für sie das leckerste Getränk sei, das es überhaupt gibt. Von daher stellen wir ganz klar fest: Der Geschmack ist einer der Gründe, warum Kaffee so beliebt ist. Über die weiteren Gründe können wir nur mutmaßen. Viele Kaffeeliebhaber schätzen sicherlich die aufmunternde Wirkung von Kaffee sowie die Tatsache, dass er sich auf so viele unterschiedliche Arten zubereiten und genießen lässt. Auch die zahlreichen positiven Effekte von Kaffee auf den Körper sind mittlerweile vielen Menschen bekannt.

Ihr Verband feierte kürzlich sein 50-jähriges Jubiläum. Was waren die wichtigsten Meilensteine seit der Gründung?

Der Deutsche Kaffeeverband ist heute eine starke Gemeinschaft mit mehr als 260 Mitgliedsunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Kaffee. Bei uns sitzen große und kleine Unternehmen gleichberechtigt an einem Tisch; der Verband vertritt die Interessen aller, die geschäftlich mit Kaffee zu tun haben.

Die Aktivitäten des Verbandes sind vielfältig und reichen von der Interessenvertretung Richtung Berlin und Brüssel, über die Aufklärung rund um das Thema Kaffee und Gesundheit, die Ausrichtung von Tagungen, Fachveranstaltungen, Kongressen, Seminaren und Workshops, die Marktbeobachtung und Erhebung von Marktdaten bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit und der individuellen Mitgliederberatung. In allen Bereichen hat der Kaffeeverband sich in den vergangenen Jahren immer weiter professionalisiert. In den Jahren 2014 und 2018 wurden wir in Anerkennung unserer Arbeit sogar als „Verband des Jahres“ ausgezeichnet. Diesen Weg wollen wir auch in Zukunft weiter beschreiten, denn eine starke Kaffeewirtschaft braucht einen starken Verband!

Welche grundlegenden Veränderungen erwarten Sie im Kaffeemarkt in den nächsten Jahren?

© Deutscher Kaffeeverband

Die Anforderungen an die Transparenz werden definitiv steigen. Dies betrifft zum einen die Lieferkette von Kaffee und zum anderen die Preisgestaltung. Politik und Öffentlichkeit werden künftig noch genauer wissen wollen, woher der Kaffee stammt, unter welchen Bedingungen er angebaut wurde und wer wieviel an seinem Verkauf verdient hat. Diesen Ansprüchen muss und wird die Kaffeebranche künftig stärker nachkommen.

Im Bereich des Kaffeekonsums werden sich die beiden gegenläufigen Trends, manuelle Kaffeezubereitung einerseits und Technisierung andererseits, weiter verstärken.

Nachhaltigkeit ist in der Branche ein großes Thema. Warum wird es beim Kaffee besonders großgeschrieben und was sind die wichtigsten Schritte, um Nachhaltigkeit beim Kaffeekonsum zu steigern?

Kaffee bietet als meistkonsumiertes Getränk in Deutschland eine gern genutzte Projektionsfläche für jede NGO. Hinzu kommt, dass Kaffee in Ländern angebaut wird, in denen es bekanntlich größeren Handlungsbedarf hinsichtlich der politischen Strukturen sowie im Umgang mit der Natur und der Rechte der Arbeitnehmer gibt. Dies sind Themen, die nicht nur die Kaffeebranche betreffen, mit der sich die angeschlossenen Unternehmen aber bereits seit vielen Jahren sehr gründlich und intensiv beschäftigen. So haben viele Firmen eigene Nachhaltigkeitsinitiativen gegründet und bieten zertifizierten Kaffee an.

Auch der Deutsche Kaffeeverband setzt sich bereits sehr lange für das wichtige Thema Nachhaltigkeit ein. Ein Beispiel hierfür ist 4C. Vor 15 Jahren hat der Verband diesen Standard für den Kaffeeanbau gemeinsam mit der damaligen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Er ist heute eine eigenständige Organisation ist und wird am meisten verwendet.

In welchen Bereichen des Außer-Haus-Marktes sehen Sie das größte Potenzial für Kaffee und wie können Anbieter davon profitieren?

© Deutscher Kaffeeverband, Bente Stachowske

Die repräsentative Studie „So trinkt Deutschland Kaffee“ des Deutschen Kaffeeverbandes zeigt, dass viele Kaffeetrinker die Qualität des Kaffees am Arbeitsplatz als deutliche schlechter empfinden als die Qualität „ihres“ Kaffees zu Hause. Gut zwei Drittel (70%) der Studienteilnehmer gab außerdem an: „Ein gutes Kaffeeangebot trägt wesentlich dazu bei, dass ich mich bei der Arbeit wohlfühle.“ 71 Prozent sagten, ein gutes Kaffeeangebot des Arbeitgebers zeige seine Wertschätzung für die Mitarbeiter. Zahlen, die eine deutliche Sprache sprechen und Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Beschäftigungszahlen optimale Voraussetzungen bieten, ihre Mitarbeiter zu motivieren und enger an den eigenen Betrieb zu binden.

Des Weiteren besteht insbesondere im Hotel- und Restaurantbereich großes Potenzial bezüglich der Optimierung der Kaffeequalität. Während die Frühstücksbuffets oftmals sehr opulent sind, verdient das Kaffeeangebot vielfach nicht die Sterne, mit denen das Hotel wirbt.

Was sind die wichtigsten Faktoren, um sich im heiß umkämpften Coffee To Go Markt gegen die Konkurrenz zu behaupten?

Grundvoraussetzung für den Erfolg im „to go“-Segment sind dezidierte Kenntnisse über die eigene Zielgruppe: Ist für die Kaffeekunden eher die Schnelligkeit der Zubereitung relevant oder wünscht sie sich eine handwerkliche Inszenierung in Form eines Handaufgusses? – Nur wer weiß, was die Zielgruppe wünscht, kann passende Angebote schaffen.

Immer mehr „to go“-Kunden fragen auch ganz gezielt nach Mehrwegbechern. Hier sollte sehr bewusst auf die Auswahl geachtet werden. Wichtig ist, dass Becher und Deckel miteinander harmonieren. Was nützt der beste Kaffee, wenn der Becher undicht ist? Springt der Deckel ab, ist auch der Kunde ganz schnell weg.

Welche ausländischen Einflüsse spielen bei der angebotenen Kaffeevielfalt eine Rolle?

© Deutscher Kaffeeverband, Bente Stachowske

Je nach Herkunftsland und den regionalen Klimabedingungen und Umwelteinflüssen hat Kaffee ein ganz eigenes Aroma. So schmeckt Kaffee aus Brasilien grundsätzlich anders als der aus Indien.

Auch im Bereich des Kaffeekonsums gibt es landestypische Unterschiede: Seit 111 Jahren prägt der für Deutschland so typische Filterkaffee die Kaffeekultur in Europa. Vergleichsweise jung ist hierzulande die Popularität von Cappuccino und Co. – eine Zubereitungsart, die aus Italien zu uns herübergeschwappt ist. Was wir in Deutschland jedoch nicht adaptiert haben, ist die Uhrzeit, zu der diese Getränke typischerweise genossen werden. Während Cappuccino in Italien ausschließlich zum Frühstück getrunken wird, wird er in Deutschland vorzugsweise am Mittag oder Nachmittag konsumiert. Auch der Kaffee „to go“ ist ein Trend aus dem Ausland; wir haben ihn vor ca. zehn Jahren aus den USA übernommen.

Und zum Abschluss: Wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten?

Holger Preibisch Geschäftsführer Deutscher Kaffeeverband Kaffee
© Deutscher Kaffeeverband

Kaffee ist hinsichtlich Herkunft, Geschmack und Zubereitungsmöglichkeiten sehr vielseitig. Als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes sitze ich quasi an der Quelle der unterschiedlichen Kaffeeausprägungen und genieße diese Vielfalt des Kaffeeangebotes.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kaffee: das beliebteste Getränk der Deutschen

Kaffee – ein profitables Zusatzgeschäft

Ähnliche Beiträge